http://www.idec2005.org/
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Grundsätze

1. Was ist IDEC? / Hintergrund

Die International Democratic Education Conference ist eine Versammlung von Demokratischen Schulen aus vielen Ländern der Welt. Die Konferenz findet seit 1993 jährlich in verschiedenen Ländern der Welt statt, zuletzt in Japan, Israel, Neuseeland und den USA. Im Jahr 2004 hat die IDEC in Indien getagt.

Was sind Demokratische Schulen?

Eine strenge Definition gibt es nicht, aber sie sind im wesentlichen dadurch gekennzeichnet, daß

  1. jeder Schüler selbst darüber bestimmen kann, was und wie er lernt und
  2. Schüler und Lehrer nach dem Motto "ein Mensch - eine Stimme" gemeinsam die Regeln der Schule in einer Schulversammlung festlegen.

Die Regeln erstrecken sich sowohl auf das zwischenmenschliche alltägliche Zusammenleben als auch auf die Verwaltung der Schule. Damit die Regeln auch eingehalten werden, haben die meisten Schulen eine Art Schiedskommission (judicial committee) gegründet, das aus Schülern und Lehrern besteht.

Wenn diese Schulen den Begriff "demokratisch" beanspruchen, mag das etwas anmaßend wirken und andere Schulen mögen den Vorwurf spüren, undemokratisch zu sein. Tatsächlich fühlen sich Demokratische Schulen den Menschenrechten und den Prinzipien der Selbst- und Mitbestimmung verpflichtet, sie weisen auch intern eine klare demokratische Struktur auf. Das gilt für typische, herkömmliche Schulen - vor allem in Deutschland - unbestreitbar nicht, so hart das auch klingen mag.

Demokratische Schulen gibt es in vielen Ländern der Welt. Beispielsweise arbeiten die berühmten Sudbury-Schulen seit über 35 Jahren mit großem Erfolg. Ihren Namen haben sie von der Sudbury-Valley-Schule in den USA übernommen. Inzwischen existieren Sudbury-Schulen auch in mehreren europäischen Ländern. Aber es gibt auch viele andere Demokratische Schulen, die sich in ihrer konkreten Arbeit deutlich von den üblichen Schulen unterscheiden. Die allermeisten Schüler dieser Schulen erwerben viel von dem Wissen, das sie später benötigen werden. Sie entwickeln Verantwortungsbewußtsein gegenüber der Gemeinschaft und lernen, Entscheidungen für ihr eigenes Leben zu fällen. Sie leben die Werte einer gleichberechtigten Lebenskultur. Und fast alle sind mit ihrer Schulzeit zufrieden.

Deshalb sind Demokratische Schulen eine Herausforderung an die Schulsysteme vieler Länder. Politiker und Pädagogen können sich von den Methoden und Strukturen dieser Schulen inspirieren lassen. Für Schüler sind sie eine große Hoffnung, die häufig anzutreffende, fast legendäre Unzufriedenheit mit der Schule zu überwinden.

Demokratische Schulen überwinden die vielbeklagte Teilung des Lebens in Schulzeit und Freizeit, in Lernen und Spielen, in Theorie und Praxis. Weil Schüler hier weder gezwungen sind, bestimmte Dinge zu einer bestimmten Zeit noch unter vorgegebenen Bedinungen zu lernen, weil sie also selbst entscheiden, was sie erreichen wollen, verlaufen bei ihnen Lernprozesse sehr intensiv und effektiv. Die Schulen stellen die Räume und Gelegenheiten zur Verfügung. Wie diese genutzt werden und in welchem Maß auch die Stadt und das Dorf, die Umgebung der Schule von den Schülern in ihren Lernprozeß einbezogen werden - das ist nicht vorgegeben. Freiheit und Verantwortung - diese hehren Ziele des Bildungswesens vieler Länder werden in Demokratischen Schulen von Anfang an praktiziert. Die besonders in Deutschland deutlich getrennten Kategorien "außerschulische Jugendarbeit" und "Schule" verschmelzen in Demokratischen Schulen auf natürliche Weise.

Aber unabhängig von den konkreten Zielsetzungen in Berlin unterscheiden sich IDECs grundsätzlich von vielen anderen Bildungskonferenzen: Ein großer Teil der Teilnehmer werden Schüler sein, sie beteiligen sich sowohl an der Vorbereitung als auch an der Durchführung der Tagung und verwirklichen das Prinzip ihrer Schulen damit auch bei dieser Gelegenheit.

Wir rechnen mit 300 bis 400 Teilnehmern aus zahlreichen Ländern der Erde.

Die IDEC 2005 in Berlin - seit vielen Jahren die erste IDEC in Europa - ist eine Chance und ein Impuls für die Bildungsdiskussion nicht nur in Deutschland sondern für Europa.

Die Schwerpunkte einer IDEC werden von den jeweiligen Gastgebern bestimmt. Die Gastgeber der IDEC 2005 in Berlin stellen ihre Ziele in den beiden nächsten Abschnitten vor.

2. Was wollen wir mit der IDEC in Berlin erreichen? / Ziele

Wir wollen mit der IDEC nach "innen" und nach "außen" wirken:

"nach innen":

Die teilnehmenden Demokratischen Schulen tauschen sich über ihre Erfahrungen aus, sie diskutieren ihre Ideen und Probleme. Sie stellen Methoden und Beispiele vor. Sie berichten von den unterschiedlichen Bedingungen in ihren Ländern. Sie vereinbaren Kooperationen und informieren sich und lernen dazu: Sie laden deshalb auch Experten aus angrenzenden Fachgebieten ein, z.B. aus der Lernforschung und der Kommunikationswissenschaft. Natürlich läßt sich besonders viel von den Menschen mit langjähriger Erfahrung und unermüdlichem Einsatz lernen, von den "Machern" dieser Schulen. Und die wichtigsten Hinweise auf Schwächen und Verbesserungsmöglichkeiten erhoffen wir uns natürlich von den teilnehmenden Schülern. Ihre Meinungen und Vorschläge gehören zum wertvollsten Feedback solcher Schulen.

"nach außen":

Wir möchten der interessierten Öffentlichkeit die Möglichkeit bieten, sich über Demokratische Schulen zu informieren. Wir möchten Politiker und andere Verantwortungsträger gewinnen, sich für Demokratische Schulen einzusetzen. Wir wollen, daß Demokratische Schulen Akzeptanz und Unterstützung erfahren. Sie sollen - auch und besonders in Deutschland - die Chance erhalten, gleichberechtigt neben anderen Schulen existieren zu können. Pluralismus als Grundbedingung einer Demokratie und das Grundrecht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit müssen auch für das Bildungswesen gelten. Wir hoffen, in den Fach- und Massenmedien auf Resonanz zu stoßen.

Wir wissen, daß Demokratischen Schulen viel Skepsis entgegengebracht wird. Zweifel erwachsen nicht nur aus dem diffusen Mißtrauen, daß Schüler nicht genug lernen könnten, wenn sie nicht dazu angehalten (gezwungen) werden. Zweifel werden auch laut, ob diese Schulen auch Kindern gerecht werden, die aus finanziell weniger privilegierten Schichten oder die nicht aus Intellektuellen-Haushalten kommen. Viele Menschen können sich auch nicht vorstellen, wie die - als notwendig erachtete - Vergleichbarkeit der Schulabschlüsse gewährleistet werden kann. Was passiert mit Schülern, die durch Umzug oder andere äußere Umstände auf eine klassische Schule wechseln müssen?

Es ist das ausdrückliche Ziel der Gastgeber, diese und andere Vorbehalte ernst zu nehmen und darauf gemeinsam mit allen Teilnehmern Antworten zu geben bzw. zu suchen. Wir wissen, daß trotz langjähriger Erfahrungen und Erfolge einzelner Schulen, längst nicht alle Schwierigkeiten überwunden, alle Fragen beantwortet sind.

3. Was wird getan? / Ablauf, Inhalte, Aktivitäten

Die IDEC 2005 in Berlin wird - entsprechend der beiden Hauptzielrichtungen - aus zwei großen, miteinander verknüpften Teilen (A und B) bestehen:

A - Kongreß der Demokratischen Schulen

Die Schüler und Mitarbeiter der Demokratischen Schulen werden etwa ein Woche (von Sonnabend bis Sonntag) miteinander auf einem Tagungsgelände leben, beraten und arbeiten.

Damit die größtmögliche Vielfalt gewährleistet ist, stellen wir ein festes Programm mit Referaten und definierten Themen, Workshops etc. lediglich als Grundstock zusammen.

Die Konferenz der Schulen legen wir zum großen Teil in die kreativen Händen der Teilnehmer, die hier das Prinzip des "open schedule" ("nicht festgelegter Zeitplan") anwenden können. Dieses Verfahren der gleitenden Programmgestaltung hat sich bei früheren IDECs bewährt. Jeder kann sich dabei an Vortagen mit eigenen Ideen, Fragen oder Vorschlägen bei der Tagungsleitung melden und seine Angebote bzw. seinen Bedarf an Informationen in den zunächst fast leeren Tagesplan eintragen. Damit ist es z.B. möglich, auf Diskussionen kurzfristig zu reagieren oder bestimmte Workshops zu wiederholen oder fortzusetzen.

Du kannst uns also mit mitgebrachten Filmen, Ausstellungen, Schauspielen, Redebeiträgen, Musik, Workshops und allem was dir sonst noch interessant für dieses Treffen erscheint, beglücken. Wichtig ist nur, dass du für deine Aktivität an der großen Infowand wirbst: wann und wo diese Veranstaltung stattfindet und wer das Ganze anbietet. Es gibt keine Vorabsprachen und keine Zensur, jeder Beitrag ist erwünscht!

Wir, die Gastgeber, wollen mit einer Liste von Reizfragen dazu anstacheln, auch die kritischen Themen nicht aus den Augen zu verlieren:

Hier ein kleiner Vorgeschmack:

Den Charakter der Tagung stellen wir uns etwa vor wie einen großen Marktplatz, auf dem es einen zentralen Platz gibt und viele kleine Stände. Es findet ein reger Austausch statt, es wird heiß debatiert, genauso wie man hier und dort Groß und Klein einträchtig spielen und sich entspannen sieht. Wir wollen Raum schaffen für Aktivitäten, die für Kinder und Erwachsene gleichermaßen geistig anregend und vielseitig sein können, wobei gruppendynamische Spiele und Exkursionen nicht zu kurz kommen sollen.

Das I -Tüpfelchen bildet ein vielseitiges Berlin-Kennlernangebot, wobei hier genauso auf individuelle Interessen eingegangen werden wird und daher noch nicht zu viel im Voraus festgelegt sein wird. Wer gern kostspieligere kulturelle Veranstaltungen genießen möchte, sollte dies rechtzeitig vorher kundtun, damit wir uns auch darum Gedanken machen können und Theaterkarten oder ähnliches besorgen können.

B - Öffentliche Tagung

Für zwei Tage in der Mitte der Woche planen wir die Konferenz für Interessenten aus allen Teilen der Gesellschaft zu öffnen. Die Vertreter der anwesenden Demokratischen Schulen werden sich auf diesen Teil der IDEC speziell vorbereiten und in parallelen Workshops, Poster-Präsentationen und Vorträgen die volle Bandbreite der Themen und Erfahrungen vermitteln und diskutieren.

Für diesen Zeitraum erwarten wir verantwortliche Bildungspolitiker, um einen Dialog zu eröffnen, den es über Demokratische Schulen in Deutschland bislang nicht gibt.

Zur Öffentlichen Tagung werden wir hierzu gesondert einladen, wir hoffen auf kritische Resonanz und auf umfassende Berichterstattung in der Presse.

Diese zeitlich begrenzte Öffentliche Tagung entspricht der zweiten Zielstellung (s. Pkt. 2.).

Alle Interessenten können sich schon im Vorfeld mit Hilfe der hier und auf unserer Linkliste zu findenden Texte auf die Tagung vorbereiten. Siehe auch → Themen und Schwerpunkte.

4. Wen wollen wir erreichen? / Zielgruppe(n)

Die IDEC wendet sich insgesamt an drei Gruppen von Menschen.

Democratic Schools
- a film about the desire to learn


Demokratische Schulen
- Ein Film über die Lust zu lernen
Resolution der
IDEC 2005


IDEC 2005 Resolution
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